Diese Frage wurde uns so oft gestellt, dass wir dachten, es würde Sie interessieren, auf welche Weise wir rechnerisch zu dieser vielleicht etwas kühn wirkenden Aussage gekommen sind.
Alles begann damit, dass wir das eVscope-Konzept auf Starpartys vorstellten. Die anwesenden Amateurastronomen, die mit ihren eigenen Teleskopen gekommen waren, versicherten uns, dass man mit einem EVSCOPE-System Deep-Sky-Objekte genauso gut beobachten kann wie mit einem 1-Meter-Teleskop –und manchmal sogar besser! Durch die Verbindung mit unserem 114-mm-Teleskop stellten wir dann fest, dass das EVSCOPE mindestens so leistungsfähig war wie ein Teleskop, das hundertmal mehr Licht erfasst.
Daraufhin fingen wir an zu rechnen, um dieses Bauchgefühl durch Fakten zu untermauern. Die Versuche haben gezeigt, dass die Grenzgröße beim EVSCOPE in San Francisco bei 18,2mag in sichtbarem Licht liegt. Diesen Wert haben wir direkt im Stadtzentrum bei unseren Beobachtungen mit dem Vorabprototyp des EVSCOPE gemessen. Daher handelt es sich um eine konservative Schätzung.
In San Francisco können wir die Sterne im Zenit mit einer Helligkeit von weniger als 2 (optische Grenzgröße) sehen. Wir haben dann mit dem Berechnungsprogramm von Scopecity, das auf einem Programm von Bradley Schaefer basiert, die Grenzgrößen für einen Stern berechnet, mit dem ein Beobachter bei verschiedenen Teleskopen und unter verschiedenen Bedingungen rechnen kann. Dieses Programm wird in Sky&Telescope 11/89, Seite 522, erschöpfend besprochen und ist mittlerweile als Online-Tool verfügbar, das von einem Amateurastronomen auf Herz und Nieren geprüft wurde (auch wenn natürlich lang und breit über die Grenzgrößenberechnung mit einem Teleskop diskutiert wird: https://www.cloudynights.com/topic/402886-magnitude-visible-by-telescope/).
Wir haben berechnet, wie hoch die Grenzgröße für ein gleichgroßes Teleskop (4,5-Zoll-Reflektor) bei einem Auflösungsvermögen von 150 und den folgenden Parametern sein müsste: Alter35, Extinktionskoeffizient0,4, Seeing 3Bogensekunden (ein normaler Wert für urbane Umgebungen).
Daraus ergab sich eine theoretische Grenzgröße von 10,94mag für ein Standardteleskop –und damit ein Helligkeitsgewinn von 4,86mag beim EVSCOPE. Auch hier handelt es sich um eine konservative Schätzung. Wir vergleichen hier eine gemessene Größe (für das EVSCOPE) mit einer theoretischen (aus dem Scopecity-Tool), wobei die Theorie in der Regel optimistischer ist als die Messungen.
Wir haben diesen Helligkeitsunterschied in einen Energiefluss umgerechnet, der die Intensität Ihrer Beobachtungserfahrung realistisch beschreibt. Dafür haben wir dann ein Ergebnis von 87,9 erhalten. Da die gesamte Berechnung auf konservativen Schätzungen basiert und mit einem Prototyp durchgeführt wurde, der weniger effizient ist als das Endprodukt, behaupten wir nun ganz cool, dass ein EVSCOPE-Seriengerät 100-mal leistungsfähiger ist als ein normales Teleskop.
Über Wissenschaft lässt sich grundsätzlich streiten, und das gilt natürlich auchfür unsere Schätzung. Aber: Wenn wir sagen, das EVSCOPE sei 100-mal leistungsfähiger als ein Standardteleskop, dann meinen wir das auch.